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Zweihundertjährige Geschichte vom “Hof am Ellerauer Busch“, heute Buchenweg

Ellerau: Altenteilerhaus aus 1750 zum Hof “Ellerauer Busch”, heute Eichenweg, Foto Rolf Meier

Rolf Meier erzählt, wie seine Tante verstarb, und damit auch der Hof erlosch. Aus den Ländereien wurde das Industriegebiet am Buchenweg in Ellerau

1941 verstarb Maria Meier in Ellerau

Maria Meier, geb. Hinsch, lag aufgebahrt in der Knechte Kammer des Ellerauer Hofes am Ellerauer Busch. Gestorben ist sie am 26.02.1941. Sie ist 77 Jahre alt geworden. Niemand wusste zu sagen, ob sie krank gewesen sei. Rolf Meier war 13 Jahre alt, als er sie noch einmal sehen durfte.

Rolf Meier war einen Tag zuvor, an einem Sonntagvormittag, wie gewohnt, auf dem Hof erschienen. Er hatte nichts Besonderes vor und schlendert über das Anwesen. Zu seiner Überraschung traf er seine Tante Maria besonders freundlich an. Sie erkundigte sich nach seinem Befinden und den Ereignissen in der Schule, obwohl sie nie gesprächig gewesen war. Rolf hatte seine Tante Maria als besonders einsilbige, strenge und geizige Frau kennen gelernt.

Freundlich lud sie Rolf zum Mittagessen ein. Es gab sein Leibgericht, Eierpfannkuchen und danach Weinsuppe mit Korinthen, Sago und Eierschnee. Rolf genoss das Essen. Wie sein Onkel, war er überaus erstaunt, wie freundlich seine Tante sich benahm. Nun, es sollte das letzte Essen sein, das die Familie mit Maria Meier hatte. Sie war in der darauffolgenden Nacht für immer friedlich eingeschlafen.

Tante Maria war geizig und übertrieben sparsam gewesen. So kam es regelmäßig freitags dazu, dass der Bauer Rolf beiseite nahm und ihm heimlich, unter dem Tisch, zwei Mark zusteckte. Die Tante durfte davon nichts wissen. Es war der Lohn für eine Woche täglicher, schwerer körperlicher Arbeit.

Rolf ist der Sohn von Ernst Meier, dem Bruder des Bauern auf dem Hof Ellerauer Busch. Rolf hatte von Kindesbeinen an Lust und Liebe zur Landwirtschaft. Nach der Schule durfte er bis abends arbeiten. Er bekam mittags und abends zu essen und zu trinken. Mit seiner Arbeitskraft ersetzte er einen Knecht, der sonst hätte bezahlt werden müssen.

Zum ersten Male wurde der Hof 1715 urkundlich erwähnt

Der verarmte Jasper Schohmacker kann 1750 für 10 Taler eine alte Kate des Meierhofes kaufen. Sie steht heute gepflegt, strohgedeckt am Eichenweg. Sein Sohn Hartig Schohmacker musste ihm bereits 10 Jahre später ein neues Haus bauen. Hartig übernimmt den Hof 1728 und verkauft ihn 1754 seinem Schwiegersohn Hinrich Behnke für 169 Mark.

Es wurde folgendes Inventar benannt: 1 Butterkarren, 1 Milchbutte, 1 Garben und Mistforke, 1 Spaten (Ascher), 1 Sense (Graslehe), 1 Schubkarre, 1 Axt, 1 Kessel. Nach dem Tod der Alten kommen noch hinzu: 1 Speiseschrank (Eßenschap), 1 großer Schneidertisch und 1 Backtrog. Hartig Schohmacker war also auch als „Schneider“ berufstätig gewesen. Für mehrere Generationen blieb der Hof in der Familie Behnke.

Die Witwe des Hinrich Behnke, Marentia Behnke, geb. Emerentz, heiratet 1801 Detlef Diehn. Er stellt das mittlerweile verfallenen Altenteilerhaus (am heutigen Eichenweg) 1826 wieder her. 1848 werden 6 Tonnen Heide- und Moorkoppel und weitere 2,5 Tonnen verkauft. Hinzugekauft werden in den Jahren 1874 bis 1877 mehrere Ländereien. Dietrich Behnke, 1856 Johann Hinrich Behnke und dessen gleichnamiger Sohn verkaufen 1882 den Hof an August Friedrich Mohr.

Nach August Mohr wechseln die Besitzer in schneller Folge

1896 Carl Lawrenz, 1898 Carl Anton Grunert, 1899 eine Frau Gröning geb. Timm, 1900 Johann Hackelsmüller, 1901 Bernhard Richarz, 1904 Catharina Elise Drebitsch.

1909 kaufen die Meier den Hof am Ellerauer Busch

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, im Jahre 1909, verkauft Frau Drebitsch den Hof an Heinrich Ludwig Georg Meier. Seitdem heißt der Hof Meier-Hof. Heinrich Ludwig Georg Meier ist 39 Jahre alt. Seine Frau Maria geb. Hinsch ist 45 Jahre alt. Sie bringt ihre fünfzehnjährige Tochter Alma mit.

Die  Meier zogen von Hamburg-Wilhelmsburg nach Ellerau. Maria Meier hatte Bargeld mitgebracht. Die Eheleute kauften den Hof samt Inventar und Ländereien. 1914 kam Ernst Meier, der Bruder von Heinrich Ludwig Georg Meier nach. Er wurde 1928 der Vater von unserem Rolf Meier. Rolf ist am 05. März 2020 in Ellerau verstorben.

Ein Gröpel-Getriebe auf dem Ellerauer Hof

Der Hof war modern mechanisiert. Es gab ein ausgedehntes Getriebe, das „Gröpel“ genannt wurde. Zwei eingeschirrte Pferde brachten es zum Rotieren. Eine Transmissions-Welle war ins Haus verlegt. Betrieben wurden damit mehrere Maschinen. Dies waren z. B. eine Staubmühle zum reinigen von Getreide und eine Häckselmaschine, mit der Stroh zu Pferdefutter verarbeitet wurde.

Wir sind wieder am Anfang dieser Geschichte

Die Tochter Alma heiratet 1944 den Johannes Voss. Rolf Meier lebt heute im 92. Lebensjahr in der Senioren-Residenz in Ellerau. Er arbeitete viele jahrzehntelang als leitender Werkzeugmacher und Ausbildungsleiter bei der Firma Montblanc in Hamburg.

Die Hoffläche wird erst 1962 an die Gemeinde Ellerau verkauft

Die Gemeinde machte aus der gesamten Fläche des Meier-Hofes das Ellerauer Industriegebiet. Der Behnkeweg, der Jahrhunderte lang von der Moortwiete zum heutigen Tanneneck-Bahnhof führte, wurde ausgebaut. Der Bahnhof wurde verlegt und an den Buchenweg angegliedert. Dorthin wo der Meierhof abgerissen wurde. Die Gemeindevertretung konnte sich nicht darauf einigen, den historischen Namen Behnkeweg beizubehalten. Am Ende machte das SPD-Mitglied Köpsel den Vorschlag, den Behnkeweg in Buchenweg zu benennen. „Das würde so ähnlich klingen“, begründete er. Immerhin gibt es eine alte Doppelbuche am Buchenweg. Die Gemeindevertretung stimmte dem zu. Die letzte Scheune des Hofes „Ellerauer Busch“ wurde etwa 1985 abgerissen. Wir haben sie noch gesehen.

1950 baute Rolf Meier ein Haus am Eichenweg. Das Haus  wurde 2018 abgerissen. Es entstand auf dem Grundstück ein neues Doppelhaus, das von jungen Familien bewohnt ist. Rolf Meier ist im März 2020 verstorben. Wir bewahren ihm mit dieser Geschichte Ansehen, dass er verdient hat.

Siehe: Aus Ackerland wird Industriegebiet

Autor: ellerau

Rolf Schröder ist 1940 in Kiel-Gaarden geboren - das mit dem Nolde-Himmel und der norddeutschen Tiefebene. - Kindheit, Schule in Bordesholm. Nach der Lehre zum Werkzeugmacher (Berufsbildung 1957), Fachhochschulreife in Abendschule. Bundeswehr, in Bremen, Rendsburg bei Fernmeldeeinheit, Bataillonsstab S3. Rettungsmedaille des Landes Schleswig-Holstein Sturmflut 1962. Studium Fachhochschule Kiel, Fachrichtung Feinwerktechnik. 1964 Entwicklung GAG- und GS-Sammlungen bei E. Leybold Nachfolger, Leybold-Heraeus Dortmund. 1978 Phywe AG Göttingen in Hamburg, 1982 Vitrohm Pinneberg. Ab 1983 Gründung NordComp-Vertrieb Rolf Schröder in Ellerau, 1990 NordComp GmbH in Ellerau

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