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Politik läuft der Zukunft hinterher

Ehrenämtler kassieren hohe Sitzungsgelder. Wer etwas auf die Beine stellt, muss Hand anlegen. Ich wäre gern Künstler, in Vollbeschäftigung…

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Gemeinderat in den 50er Jahren. Foto: Herbert Lau

Spezialisten sind gefragt <Glosse>

Wer ins Theater geht, muss dafür bezahlen…, in der ersten Reihe viel, auf den hinteren Plätzen wenig. Alle Plätze kosten Geld.

In der Politik ist das auch so. Wer in den Gemeinderat geht, bekommt auf den vorderen Plätzen viel Geld, Sitzungsgeld, wer hinten sitzt bekommt wenig Geld. Das regeln die Mitglieder des Gemeinderates durch Satzungsbeschluss selbst. Gute Plätze sind schnell besetzt, bei den hinteren hält sich das in Grenzen.

Die Plätze sind hochspezialisiert. Schließlich erfüllt die Gemeindevertretung den Auftrag dem Bürger Lösungen zu bieten. Das Miteinander kann angenehm sein, muss Nutzen bringen und jedem guttun. Für gute Ergebnisse wird gern bezahlt, schließlich ist man ja oft selbst betroffen. Auf alten Fotos wird sichtbar: Die Köpfe rauchen bis zur Entscheidungsfindung. Löschmittel in Form von Spirituosen stehen bereit. Die Umgebung ist nicht das beleuchtete, angenehm geheizte Rat- oder Bürgerhaus, sondern eine verqualmte Wirtsstube. Sitzgelegenheit ist eine harte Bank oder der einfache Stuhl. Und die Zeche muss jeder selbst zahlen. Und die Gemeindekasse war damals noch schuldenfrei …

Heute kassieren „Ehrenämtler“ komfortable Sitzungsgelder, Kostenbeiträge, die in die Tausende gehen. Gesunder Menschenverstand muss zusätzlich gegen Beraterhonorar teuer eingekauft werden. Der Fachmann muss gehört werden, Verantwortung wird umgelagert: Der Gutachter hat Schuld, wenn es schlecht geht. Wenn es gut geht habe ich das allein gemacht. Grundsatz: Teuer ist immer gut. Und: Man muss genau hinsehen! Sind es Parteifreunde oder Familienmitglieder, die für viel Geld sich ihr Wissen und Können aus der Gemeindekasse bezahlen lassen?

Wer Hand anlegt, der erwartet Lohn. Besser ist es, für Ruhm andere arbeiten, gestalten zu lassen. Wenn das Haus fertig ist, schmuck aussieht, dann war es der Architekt, der Bauherr, der Bürgermeister. An den Maurer, Klempner, Gärtner, Straßenfeger, den Hilfsarbeiter denkt niemand mehr. Sind wir nicht alle – in gewissem Sinne – auch Hilfsarbeiter, aufeinander angewiesen? Sitzen wir nicht alle im selben Boot?

Geld ist in Hülle und Fülle ist da, die Einheit ist Kilo, Mega, Giga, Tera. Allerdings muss gerechnet werden. Dabei gilt die Formel: Eine Million Mal eins ist eine Million, oder in Zahlen: 1.000.000 x 1 = 1.000.000. Selbstverständlich ist 1.000.000 x 2 = 2.000.000 und damit doppelt so viel. Wir brauchen Deckungskreise. Worum geht es, wer hat den Nutzen, wer ist Nutznießer? Wie lässt sich da die eine Tasche aus der anderen füllen? Da müssen Buchhalter, Sachverständige, Gelehrte, Anwälte, Gutachter, und Forscher her, für teuer Geld. Das schafft Vollbeschäftigung.

Autor: ellerau

Rolf Schröder ist 1940 in Kiel-Gaarden geboren - das mit dem Nolde-Himmel und der norddeutschen Tiefebene. - Kindheit, Schule in Bordesholm. Nach der Lehre zum Werkzeugmacher (Berufsbildung 1957), Fachhochschulreife in Abendschule. Bundeswehr, in Bremen, Rendsburg bei Fernmeldeeinheit, Bataillonsstab S3. Rettungsmedaille des Landes Schleswig-Holstein Sturmflut 1962. Studium Fachhochschule Kiel, Fachrichtung Feinwerktechnik. 1964 Entwicklung GAG- und GS-Sammlungen bei E. Leybold Nachfolger, Leybold-Heraeus Dortmund. 1978 Phywe AG Göttingen in Hamburg, 1982 Vitrohm Pinneberg. Ab 1983 Gründung NordComp-Vertrieb Rolf Schröder in Ellerau, 1990 NordComp GmbH in Ellerau